Pfingstexkursion 2015

Die Pfingstexkursion 2015 führte die Aachener Gießer vom 26. bis zum 29. Mai durch den Süden Deutschlands. Früh am Dienstagmorgen brachen 19 Studenten und 6 Doktoranden von Aachen aus zunächst in Richtung Hessen auf. Als erste Station stand dort in Battenberg das Eisenwerk Hasenclever und Sohn auf dem Programm. Die Gruppe wurde hier vom Werksleiter und zwei Aachener Absolventen, die vielen Teilnehmern noch als ehemalige Kommilitonen bekannt waren, empfangen. Nach einer Unternehmensvorstellung bot sich in kleinen Gruppen ausreichend Gelegenheit, die Fertigung von Abgaskomponenten in Stahlguss von der Kernfertigung über die Formmontage im Coldbox-Kernpaket- und Croning-Verfahren bis zum Abguss und schlussendlich der Bearbeitung der Teile zu ergründen.


Gruppenfoto am „Schwanzhammer“ auf dem Werksgelände der Firma Hasenclever

Nach der anschließenden Diskussionsrunde fuhr die Gruppe weiter nach Stadtallendorf, wo mit der Besichtigung der Fritz Winter Eisengießerei das europaweit größte Werk im Bereich des Eisengusses der zweite Programmpunkt anstand. Im Rahmen der Betriebsbesichtigung, die ganz im Zeichen der hochinteressanten Prozessführung zur Produktion von LKW-Motorkomponenten aus GJV stand, gelangte so mancher Exkursionsteilnehmer wohl zu der Erkenntnis, dass eine der größten Herausforderungen an einem Standort mit 3700 Mitarbeitern (trotz beeindruckender Automatisierung!) darin besteht, sich nicht zu verlaufen.
Wohlbehalten und vor allem vollzählig setzte sich die Gruppe am späten Nachmittag wieder in Bewegung und bezog abends Quartier in Würzburg, wo der Tag mit Diskussionen des Erlebten, dem ein oder anderem Kaltgetränk oder gar einer viel umjubelten musikalischen Darbietung in der ortsansässigen Karaokebar beschlossen wurde.
Am Morgen des zweiten Tages führte der Weg weiter gen Süden, genauer gesagt nach Nürnberg. Am dortigen Standort stand die Kolbenfertigung für Diesel- und Ottomotoren im Mittelpunkt des Besuches. Ein großes Team nahm sich Zeit und führte die Exkursionsteilnehmer nach einem Theorieblock zum Thema Kolbenlegierungen in Kleingruppen durch Gießerei, mechanische Bearbeitung und Forschungslabor. Abgerundet wurde der lehrreiche Aufenthalt durch eine ausgiebige Fragerunde bei einem zünftigen Nürnberger Mittagessen.


Gruppenfotos bei Fritz Winter


Gruppenfotos bei Federal Mogul Nürnberg

Auf dem Weg nach Regensburg wurde anschließend auf der Carolinenhütte bei Kallmünz Station gemacht. Die idyllisch gelegene, mittelständische Eisengießerei produziert GJL und GJS Komponenten bis zu 9 Tonnen, hauptsächlich für den Maschinen- und Anlagenbau. Der Geschäftsführer persönlich führte die Aachener Gießer über das Werksgelände und vermittelte bei einem hautnah miterlebten Abguss und einem Aufenthalt auf der Gicht-Bühne des Kupolofens einen sehr authentischen Eindruck davon, wie auch traditionelle Gießereien heutigen Anforderungen entsprechen können.


Die Exkursionsgruppe bei der Carolinenhütte bei Kallmünz

Nachdem der gießereitechnische Wissensdurst fürs erste gestillt war, bot sich der Gruppe am Abend die Gelegenheit, auch der dürstenden Kehle Linderung zu verschaffen. Auf Einladung der AGIFA wurde gemeinsam das Regensburger Weissbräuhaus aufgesucht, wo man, nach einer kurzweiligen Führung durch die kleine Hausbrauerei, den Gaumen mit bayrischem Speis und Trank erfreuen konnte. Im Laufe des Abends wurde diskutiert, gelacht und nicht zuletzt auch die ein oder andere Unterschrift auf diverse Bierdeckel gesetzt.
Der dritte Exkursionstag begann mit einer kurzen Busfahrt nach Deggendorf, wo mit der Firma Pinter Guss eine NE-Kundengießerei besucht wurde, welche vom Schwerpunkt ihres Produktportfolios nicht in der Automotive-Branche, sondern vielmehr im Maschinen- und Anlagenbau sowie der Medizintechnik beheimatet ist. Erneut wurde die Aachener Gruppe mit offenen Armen empfangen und nach einer herzlichen Begrüßung des Geschäftsführers von Gießereiingenieuren fachkundig durch die Hand- und Maschinenformerei, ebenso wie durch die Kokillengießerei geführt. Das Highlight des Rundgangs bildete ein parallel aus Ofen und Pfanne durchgeführter 500 kg Abguss einer handgeformten Sandform. Beim anschließenden gemeinsamen Mittagessen bot sich zudem ausreichend Gelegenheit, sich Fragen aus erster Hand beantworten zu lassen und so einen exklusiven Einblick in den Arbeitsalltag eines Gießereiingenieurs im Kundenguss zu ergattern.


Gruppenfotos bei Pinter Guss


Gruppenfotos bei der BMW Leichtmetallgießerei

Am Nachmittag folgte dann der von vielen mit Spannung erwartete Besuch der BMW Leichtmetallgießerei in Landshut. Nach freundlichem Empfang im werkseigenen Besucherzentrum und gut versorgt mit den wichtigsten Daten und Fakten zu Konzern und Standort wurde die Exkursionsgruppe sogleich in erfahrene Gießerhände für die nun folgende Gießereibesichtigung übergeben. Und diese hatte es besonders in puncto Prozessvielfalt in sich: Ich gut zwei Stunden bekamen Studenten und Betreuer unter anderem die anorganische Kernfertigung, die gesamten Produktionsprozesse für Zylinderköpfe im Kokillen- und Lost-Foam-Guss sowie die aufstrebende Sparte des Struktur-Druckgusses zu sehen. Neben der schieren Größe der verschiedenen Fertigungslinien beeindruckten dabei besonders der hohe Automatisierungsgrad, die Effizienz und die Sauberkeit in der Fertigung.

Ausreichend Gelegenheit, die bisher gewonnenen Eindrücke Revue passieren zu lassen, bot sich am Donnerstagabend in München, der von den Teilnehmern frei gestaltet wurde. Der laue Frühlingsabend und die entspannte Atmosphäre in einem der zahlreichen Biergärten trugen dabei sicherlich zur Zerstreuung bei!
Während am Vortag noch des Öfteren Schlagworte wie Leichtbau oder Downsizing gefallen waren, lassen sich die Erzeugnisse des letzten Exkursionsziels am Freitagvormittag eher mit Attributen wie groß, mächtig, schwer und kraftvoll umschreiben. Im Augsburger Werk der MAN Diesel & Turbo folgte die Gruppe zunächst der Einladung ins Werksmuseum, wo die beeindruckende Entwicklung von Dieselmotoren, Druckmaschinen und Kraftfahrzeugen anhand der Originalexponate nachvollzogen wurde. Im Anschluss folgte eine Führung durch die Motorenfertigung, eine tolle Gelegenheit für Gießer, einmal den weiteren Weg der gegossenen Kurbelgehäuse, Zylinderköpfe und Co. zu verfolgen. Zudem durfte die Agifa-Gruppe ausnahmsweise auch die Gießerei besichtigen, in der Abgussgewichte von bis zu 110 Tonnen keine Seltenheit darstellen. Erfreulicherweise nahm sich auch hier das Team der Werksführer viel Zeit und stellte sich beim Mittagessen in der ausgezeichneten Werkskantine den Fragen der GI-Studenten.


Die Exkursionsgruppe bei der Carolinenhütte bei Kallmünz

Anschließend setzte sich der Bus wieder in Richtung Aachen in Bewegung, wo die Exkursion am späten Abend ihr Ende fand. Etwas erschöpft von der langen Heimfahrt, aber um viele wertvolle Einblicke reicher, schauten die Teilnehmer auf eine äußerst abwechslungsreiche Woche zurück. Hinsichtlich Gusswerkstoffe, Verfahren, Bauteilgrößen, Anwendungsfelder und Unternehmensformen wurde auf der diesjährigen Exkursion eine besonders große Bandbreite abgedeckt. Möglich gemacht wurde die gesamte Veranstaltung nicht zuletzt von den zahlreichen Unterstützern in den besuchten Betrieben, die die Gruppe umfangreich und mit großem Aufwand betreuten. Für diesen wertvollen Beitrag zur Gießerei-Nachwuchsförderung auch an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankesschön an alle Unterstützer.