42. Aachener Gießerei-Kolloquium Schwerpunkt 2016: Gusseisen

Am 17. und 18. März 2016 hat das Aachener Gießereikolloquium stattgefunden. Mit rund 170 Besuchern konnte der zweite Durchgang des in 2015 neu aufgelegten Kolloquiums sehr gut an den Erfolg der Premiere anknüpfen. Nachdem sich das Kolloquium in 2015 ganz dem Leichtmetall widmete, wurde die Veranstaltung in diesem Jahr unter dem Motto „Gusseisen – Mit robusten Prozessen zu wirtschaftlicher Qualität“ ganz auf den Eisenguss ausgerichtet. Der diesjährige Programmausschuss stellte dazu ein Tagungsprogramm zusammen, welches den Bogen von innovativen Lösungen und Best-Practice Anwendungen in allen Fertigungsschritten, die intelligente Nutzung verfügbarer Daten bis hin zur Prozesstransparenz und wirtschaftlichen Aspekten spannen sollte.
Nach einer Begrüßung durch Herrn Prof. Bührig-Polaczek eröffnete Herr Schott (Georg Fischer Mettmann) mit seinem Vortrag über die prozesssichere Fertigung von Leichtbauteilen in Sphäroguss den mit „Robuste Prozesse“ betitelten ersten Vortragsblock. Die anschauliche Präsentation zeigte deutlich, wie viele innovative Teillösungen, wie das Aeration Formverfahren, die Formvisualisierung, das Kontaktgießen und das Softhandling in allen Fertigungsschritten zu einer genauen und prozesssicheren Fertigung beitragen und somit Leichtbau im Sphäroguss ermöglichen. In ihrem Vortrag über die „Datenerfassung, -auswertung, -nutzung am Beispiel der thermischen Analyse“ zeigten Herr Baumgart (OCC GmbH) und Herr Lueben (Georg Fischer Schaffhausen) deutlich, wie die thermische Analyse in einen Regelkreis und ein Softwaretool eingebettet zur Steuerung und Kontrolle der Schmelzebehandlungsschritte und zur Bewertung der Eisenqualität eingesetzt werden kann. Anschließend schloss Herr Dr. Sturm (MAGMA GmbH) die erste Session mit seinem Vortrag „Einstellen von robusten Prozessen in Eisengießereien durch virtuelle Versuchsplanung“. Anhand verschiedener Praxisbeispiele veranschaulichte Herr Dr. Sturm welche Möglichkeiten durch eine Verknüpfung von virtueller Versuchsplanung und Gieß- und Erstarrungssimulation entstehen sowie deren Bedeutung und Nutzen hinsichtlich robuster Prozesse. In einer verlängerten Kaffeepause lud Herr Dr. Vroomen (Gießerei-Institut) als diesjähriger Moderator des Doktorandenseminars, welches im Vorfeld des Kolloquiums stattgefunden hat, zur zugehörigen Poster Ausstellung ein. Nachdem dem Gewinner des Doktorandenseminars im neuen Format des Kolloquiums kein Platz mehr im Vortragsprogramm eingeräumt wurde, wurde durch die erstmalig durchgeführte Poster Ausstellung der Doktoranden Ersatz geschaffen. Bei Kaffee und Kuchen im Seminarraum des Gießerei-Instituts wurde den Besuchern des Kolloquiums somit die Möglichkeit geboten, die Poster der Seminarteilnehmer zu betrachten und darauf aufbauend den Dialog mit jungen Nachwuchswissenschaftlern zu suchen. Neben den internen Teilnehmern aus GI und KKS wurde das Doktorandenseminar von Doktoranden aus Kempten, München, Freiberg und Köln besucht. Die darauf folgende Vortragssession mit dem Thema „Optimierte Fertigungsschritte“ wurde durch den Vortrag von Frau Dr. Sommerfeld (Benninger Guss AG) mit dem Titel „Additive Fertigung versus Prozesssicherheit?“ eröffnet. In einem lebendigen Vortrag berichtete Frau Dr. Sommerfeld über Erfahrungen beim Einsatz 3D-gedruckter Furan- oder Phenolharzgebundener Formteile. Neben den Möglichkeiten und Grenzen des Verfahrens wurden auch Vergleiche zum Verhalten herkömmlich hergestellter Kerne dargestellt. Im anschließenden Vortrag und damit letzten Vortrags des ersten Veranstaltungstages berichtete Herr Wintgens (Lämpe Mössner Sinto GmbH) vom „Mischen von Kernsanden – einem Geheimnis auf der Spur“ über unterschiedliche Mischprinzipien, über Qualitäts- und Bewertungskriterien beim Mischen von Kernsanden sowie über aktuelle Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet. Nach einer kurzen Pause, in der die AGIFA Mitgliederversammlung abgehalten wurde, fanden sich die Teilnehmer ab 19:00 Uhr im Stadtpalais der Aachener Erholungsgesellschaft ein, um in den geschichtsträchtigen Räumlichkeiten im Herzen der Stadt den ersten Veranstaltungstag bei einem gemeinsamen Abendessen und Getränken Revue passieren zu lassen. Mit der Überschrift „Verbesserung von Werkstoffpotentialen“ startete der zweite Veranstaltungstag. Dazu berichtete Herr Weiß (Gießerei-Institut, RWTH Aachen) in seinem Vortrag zur „Werkstoff- und Prozessoptimierung für mischkristallverfestigtes Gusseisen“ von aktuellen Forschungsergebnisse auf dem Gebiet hochsiliziumhaltiger Gusseisensorten. Dabei zeigte er Forschungsansätze und Ergebnisse zur Vorhersage der Karbidbildung, zum Einfluss der Graphitmorphologie bei schwingender Beanspruchung und zur metallurgischen Optimierung hochsiliziumhaltiger GJS. Herr Gregel (Gontermann-Peipers GmbH) eröffnete anschließend den Vortragsblock „Datennutzung in der Fertigung“ mit seinem Vortrag über „Softwaregestützte Prozesse im Eisenguss – Optimierungspotentiale und Umsetzung“. Herr Gregel berichtete über den Aufbau und die Einbindung eines Systems zum Prozessdatenerfassung und –Aufbereitung und Visualisierung als eine Antwort auf die zunehmende Komplexität sowie die zunehmend individuellen Anforderungen bei der Herstellung von Gussbauteilen. Vor der Kaffeepause erläuterte Herr Prof. Hartmann (Hochschule Kempten) in seinem Vortrag „Prozessoptimierung mit Predictive Computing“ die Möglichkeiten des Predictive Manifacturing und Predictive Analytics mit Bezug auf die Prozessplanung, Prozessoptimierung und Prozesssteuerung in der Gießerei-Industrie. Zahlreiche sehr persönliche Einblicke in unternehmerische Entscheidungen lieferte Herr Dhonau (Eisengießerei Hans Dhonau e.K.) anschließend in seinem Vortrag „Marktführerschaft durch schlanke Prozesse“. Neben der Entwicklung seines Unternehmens erörterte er seine Produktions- und Unternehmensprinzipien sowie Fragestellungen zur Spezialisierung und Herausforderungen für die Zukunft. In seinem Vortrag „Symbios – das Wertschöpfungssystem von GF Automotive“ stellte Herr Kaiser (Georg Fischer Automotive AG) abschließend einen interessanten Ansatz zur „Verbesserung der Verbesserungsfähigkeit“ vor, welcher im Georg Fischer Konzern im Sinne der „Lean Production“ angewendet wird. Herr Kaiser veranschaulichte anhand einiger Beispiele, wie unter Einbeziehung aller Mitarbeiter systematisch Reaktionszeiten verkürzt, Wertströme beschleunigt und Verschwendungen reduziert werden können.

Weitere Informationen, Impressionen und Tagungsunterlagen (für Teilnehmer) unter:
www.aachener-giessereikolloquium.de