AGIFA-Pfingstexkursion nach Italien (24.-28. Mai 2010) – ein Exkursionsbericht des Studenten Kilian Schwalb
Die Pfingstexkursion startete am Montag, den 24. Mai um 12 Uhr am Gießerei-Institut, von wo aus wir mit der Bahn nach Köln und dann weiter zum Flughafen Köln/Bonn gefahren sind. Dort angekommen, hieß es einchecken und darauf hoffen, dass uns die isländische Aschewolke keinen Strich durch die Rechnung macht. Nach dem passieren der Sicherheitsschleuse mussten wir noch ein wenig warten, bevor der Germanwings-Airbus Richtung Mailand abhob.
Nach dem Flug und einer einstündigen Busfahrt, waren wir nun endlich in Mailand. Der restliche Weg per U-Bahn und zu Fuß zum Hostel war nun nur noch ein Klacks.
Am nächsten Morgen wurden wir pünktlich 7 Uhr von unserem Busfahrer Bene begrüßt und die Fahrt in Richtung Alpen konnte angetreten werden. Die erste Station war Dongo, ein kleiner Ort am Comer See. Wir haben dort die Gießerei Fonderia Alluminio besucht. Nach einem kleinen Vortrag über die Gießerei wurden wir durch die Produktionshallen geführt und konnten uns die Lost-Foam-Technologie informieren. Die Firma Fonderie Alluminio stellt Teile für die Automobilindustrie her und produziert etwa 100.000 Tonnen pro Jahr.
Nach der Besichtigung spendierte uns die Gießerei noch ein Mittagessen in der firmeneigenen Kantine, einer Mensa in klein, dafür aber sehr lecker.
Da ursprünglich noch eine zweite Besichtigung für diesen Tag geplant war, diese aber ausgefallen ist, hatten wir den Nachmittag frei. Die Übernachtung war an diesem Tag in Bungalows auf einem Campingplatz direkt am Comer See im beschaulichen Städtchen Domaso vorgesehen. Der See lud dazu ein, sich ein wenig abzukühlen. Am Abend wanderte die gesamte Gruppe durch den historischen Ortskern hinauf auf einen Weinberg, wo wir den Abend bei einer Besichtigung der Weinherstellung und natürlich einer ausgedehnten Weinprobe ausklingen ließen, Bild 1. Das Panorama das sich uns dort bot, mit dem von Palmen gesäumten Comer See zu Füßen und den schneebedeckten Kuppen der Alpen im Hintergrund, werden wir so schnell wohl nicht mehr vergessen.
Bild 1: Gemeinsame Weinverkostung am Comer See
Mittwochs morgen ging die Reise dann weiter nach Brixen in Südtirol. Unser Plan durch die Berge über zwei Alpenpässe dorthin zu fahren wurde leider durch den zeitgleich stattfindenden Giro d’Italia vereitelt. Wir waren also gezwungen „untenrum“ über Mailand und Verona nach Brixen zu fahren, was uns die Gelegenheit gab, während der 6-stündigen Busfahrt unser Akkus nach dem harten Abend wieder aufzuladen.
Am frühen Nachmittag sind wir dann bei der Firma Alupress in Brixen angekommen. Begrüßt wurden wir von Dr. Bramann, einem Absolventen des Aachener Gießerei-Instituts, der uns die Firma vorgestellt und anschließend durch die Werkshallen geführt hat. Alupress stellt Teile für die Automobilindustrie im Druckgussverfahren her. Die Gussgewichte liegen zwischen 20g und 5.000g. Besonders beeindruckend war die Sauberkeit und perfekte Organisation innerhalb der Gießerei.
Nach dem Besuch sind wir nach Verona gefahren und haben dort im Motel Europe genächtigt. Allerdings nicht ohne vorher die Stadt mit ihrem prachtvollen Zentrum erkundet zu haben.
Am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück, sind wir zur Firma IDRA aufgebrochen. IDRA baut Druckgussmaschinen im Schließkraftbereich von 50t bis 4000t. Im Vortrag wurde uns unter anderem vom Semi Solid Rheocasting Verfahren berichtet, welches die Firma zusammen mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelt hat. Während der Führung wurde uns eine 4000 Tonnen Druckgussmaschine, die gerade getestet wurde, vorgestellt, sehr eindrucksvoll, Bild 2.
Bild 2: Gruppenfoto vor einer 4000t-Druckgussmaschine bei IDRA
Nachmittags haben wir die Gießerei Zanardi besucht. Zanardi stellt Gussteile durch Sandguss her und benutzt unter anderem als Werkstoffe austenitisch-ferritisches Gusseisen mit Kugelgraphit und Austenitisch-Bainitisches Gusseisen mit Kugelgraphit (ADI).
ADI zeichnet sich durch hohe Zähigkeit und gute mechanische Eigenschaften aus, bei gleichzeitig hervorragender Verschleißbeständigkeit. Durch diese Technologie können die Gussteile auch nach der Wärmebehandlung noch weiter bearbeitet werden.
Im Anschluss sind wir nach Bologna gefahren wo wir abends alle zusammen in einer Trattoria zu Abend gegessen haben. Leider war der Laden mit so vielen Gästen gleichzeitig etwas überfordert. Die ersten hatten schon die Nachspeise, da ist bei anderen erst die Vorspeise angekommen. War aber nicht so schlimm, da die Stimmung am lezten gemeinsamen Abend hervorragend war. Danach verteilte sich die Gruppe in der Stadt. Später dann ging es mit dem Taxi zurück zum Bungalow-Campingplatz. Rote Ampeln und Geschwindigkeitsbegrenzungen waren für unseren Taxifahrer wohl nur Hinweise. Trotz der rasanten Fahrt sind wir aber alle gesund und munter angekommen.
Freitags morgens teilte sich die Gruppe. Fünf Studenten und der Oberingenier Dr. Vroomen sind zu Ferrari gefahren, um die Gießerei zu besichtigen. Der Rest durfte sich einen Eindruck über die Produktpalette bei der Konkurrenz in Saint Agata Bolognese, bei Lamborghini verschaffen. Da ich bei Ferrari war, kann ich nur von dort berichten. Nach der Fahrt nach Maranello, haben wir mit einigen hin und her fragen haben wir das richtige Tor zum Werk gefunden und wurden vom Leiter der Technologie-Abteilung durch die Gießerei von Ferrari geführt worden. Die Gießerei ist komplett in einer Halle auf dem Werksgelände untergebracht. Ferrari gießt pro Tag etwa 15-20 Motoren aus Aluminium, davon 5 für Maserati. Aufgrund dieser kleinen Produktionsmenge ist der Anteil an Handarbeit sehr hoch.
Nach dem Besuch der Gießerei stand noch das Ferrari-Museum mit der gesamten Gruppe auf dem Programm.
Nach dem Besuch in Maranello sind wir zurück nach Mailand gefahren wo abends der Flieger zurück ins Rheinland startete. Dort angekommen hat sich die Gruppe in alle Himmelsrichtungen zerstreut.
Dass die vier Tage so schön und interessant verlaufen sind, haben wir, Todor Ivanov und Sebastian Fischer zu verdanken, die diese Fahrt toll organisiert und sympathisch durchgeführt haben.